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27. Treffen Schlögen 2017

Vom 21. bis 24. Juni fand das 27. Treffen der Arbeitsgemeinschaft an der romantischen Donauschlinge von Schlögen in Oberösterreich statt. Die Abgeschiedenheit der Gegend stand in starkem Gegensatz zum großstädtischen Veranstaltungsort des Vorjahres und förderte dadurch das Zusammensein der 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter denen sich erfreulicherweise auch Jan Mařik, der Nachfolger von Luboš Jiráň als Direktor des Prager Akademieinstituts befand. Das im Vorjahr auf prähistorische Perioden konzipierte Rahmenthema „Fremdeinflüsse, Kulturaustausch und Rohstofferwerb“ wurde mit 15 Referaten und drei Posterpräsentationen von der Frühgeschichte bis zum Mittelalter weitergeführt.

Die Gewinnung von Referentinnen und Referenten besorgten Ondřej Chvojka, Miloslav Chytráček, Ludwig Husty, Silvia Codreanu-Windauer und Heinz Gruber. Letzterer hatte zusammen mit Stefan Traxler vom Oberösterreichischen Landesmuseum Linz die örtliche Organisation übernommen.

Die Veranstaltung, die am ersten Tag von großer Hitze beeinträchtigt wurde, fand im Konferenzsaal des Hotels Donauschlinge statt und wurde mit Grußworten von Heinz Gruber (Landeskonservatorat Oberösterreich des Bundesdenkmalamtes in Linz), Bernhard Hebert (Leiter der Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamtes in Wien), Miloslav Chytráček (Archäologisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag) und Ludwig Husty (Kreisarchäologie Straubing-Bogen) eröffnet. Husty erinnerte auch an unseren jüngst verstorbenen Kollegen Bernd Engelhardt, einen der drei Initiatoren der Arbeitsgemeinschaft.

Auch dieses Jahr war es wieder gelungen, einen weiteren Tagungsband fertig zu stellen und zu präsentieren. Es handelt sich um den Sammelband Fines Transire 25 mit den Referaten des Treffens von 2015 im oberpfälzischen Bärnau, herausgegeben von Ondřej Chvojka, Miloslav Chytráček, Heinz Gruber, Ludwig Husty, Jan Michálek, Ruth Sandner, Karl Schmotz und Stefan Traxler. Die Finanzierung sicherten die Gesellschaft für Archäologie in Bayern, die Euregio Bayerischer Wald-Böhmerwald-Unterer Inn, die Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, die Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern und die Bezirksheimatpflege der Oberpfalz.

In die Veranstaltung führte am Donnerstag Bernd Päffgen von der Universität München sehr intensiv ein, die Moderation der zehn Referate hatten Sebastian Sommer und Silvia Codreanu-Windauer übernommen.

Die sehr gut besuchte öffentliche Abendveranstaltung, zu der die Gemeinden Haibach und St. Agatha eingeladen hatten, bot nach den Begrüßungen durch die Bürgermeister Franz Straßl und Franz Weissenböck zunächst Informationen zur Landesausstellung 2018 „Die Rückkehr der Legion“ (Reinhardt Harreither) und Informationen zum Stand der Einreichung „UNESCO Welterbe Donaulimes“ (Bernhard Hebert) einen Festvortrag von Wolfgang Klimesch und Stefan Traxler „RömerBad & RömerBurgus – Archäologische Forschungen in Schlögen und Oberranna“. Im Anschluss daran luden die beiden Gemeinden zu einem gemütlichen Ausklang bei Imbiss und Getränken.

An die fünf Vorträge des Freitags, die von Ondřej Chvojka moderiert wurden, schloss sich ein von Bernd Päffgen formuliertes Resümee mit intensiver Diskussion an. In diesem Rahmen wurde auch allen Referentinnen und Referenten und den Verfassern der Posterpräsentationen gedankt, ebenso allen übrigen Teilnehmern für ihr Kommen.

Nach dem Mittagessen begann die Exkursion unter der Leitung von Heinz Gruber. Erstes Ziel war das donauaufwärts gelegene, 1293 als Zisterzienserkloster gegründete und nach wechselvoller, z. T. problematischer Geschichte seit 1925 von Trappisten betriebene Stift Engelszell, das sich heute in Formen des Rokoko präsentiert. Die Führung hatte Abt Marianus Hauseder übernommen.

Nach der Klosterbesichtigung ging es wieder zurück nach Oberranna zu einer sehr komplizierten Ausgrabung im Bereich eines bereits 1840 teilweise untersuchten rechteckigen Kleinkastells mit Abmessungen von 12,5 x 17 m und runden Ecktürmen. Die örtliche Führung in der im Frühjahr 2017 nach 1960 und 2012 wieder aufgenommen Grabung hatten Stefan Traxler und Wolfgang Klimesch übernommen. Die noch sehr gut erhaltenen Mauern des direkt an der Donau gelegenen Kastells sollen teilweise freigelegt, konserviert und unter einem etwa 1000 m2 Fläche aufweisenden Schutzbau präsentiert werden.

Letztes Ziel war die auf einem schmalen Plateau eines innerhalb der Schlögener Schlinge hoch über der Donau verlaufenden Bergkamms gelegene Ruine Haichenbach. Hinter dem Burgtor im Norden erstreckt sich die sehr weitläufige Vorburg mit Gesindehäusern. An deren Nordostseite schloss sich die etwas höher gelegene Hauptburg an, die im Norden von einem Wohnturm beherrscht wurde. Erhalten sind von der 1160 erstmals genannten Burg heute das wieder überdachte Burgtor, Teile der Ringmauer und der restaurierte Wohnturm, von dem aus sich ein bemerkenswerter Blick auf das Donautal bietet.

Die Schlussexkursion am Samstag führte die noch verbliebenen Teilnehmer donauabwärts an den Rand des Eferdinger Beckens. Auf dem Programm standen der Besuch der jüngst renovierten, heute qualitätvolle barocke Ausstattung aufweisende Wallfahrtskirche Hilkering, der Ruine Schaunberg und das an der Donau gelegene Aschach. An allen drei Orten führte Roland Forster mit großer Umsicht. Die äußerst beeindruckende Ruine Schaunberg repräsentiert mit einer Fläche von ca. 17.500 m2 die einst größte Burg im Land ob der Enns, deren Anfänge in die Zeit um 1161 zurück reichen. Die heutige Baugestalt des geraume Zeit innerhalb eines geschlossenen Herrschaftsraumes gelegenen Landherrensitzes mit zwei Toren, drei Wehrtürmen, bis zu 4 m mächtigen Umfassungsmauern, einem 32 m hohen Bergfried, Resten eines großen Palas und einer Burgkapelle sowie einer Vorburg mit Mühle, Schmiede, Stallungen und einem Getreidespeicher stammt im Wesentlichen aus dem 14. Jahrhundert. Nach dem Aussterben der Schaunberger im Jahr 1559 gelangte das Erbe an die Starhemberger, in deren Besitz die Ruine noch heute ist.

Den Abschluss der Exkursion bildete das 777 erstmals genannte Aschach an der Donau, Anfang des 10. Jahrhunderts bereits als Überfuhr und Mautstätte erwähnt und bis zum 13. Jahrhundert zum Markt entwickelt, deren wichtigste Baudenkmäler und denkmalpflegerische Probleme dargestellt wurden. In einem Biergarten an der Donau endete die Tour bei angenehmer Witterung.

Programm

Bernd Päffgen: Einführung

Walter Irlinger: Das spätestlatènezeitliche Siedlungsbild in Südbayern. Quellen, Verbreitung und Kontakte

Lisa Huber/Felix Lang/Holger Wendling: Bemalte Keramik der späten Latène- und frühen Kaiserzeit aus Iuvavum/Salzburg und dessen Umland

Günther Moosbauer: Osträtien und Westnoricum im globalisierten Römischen Reich

Silvia Codreanu-Windauer/Michaela Harbeck: Melting pot Castra Regina – Einheimische und Fremde in Regensburg und seinem Umland

Renate Miglbauer, Kulturaustausch in Ovilava/Wels – Eine Spurensuche

Eduard Droberjar/Radka Knápek/Petr Zavřel: Römische Importe und römisch-germanische
Kontakte in Südböhmen

Thomas Fischer: Germanische Einflüsse in der römischen Bewaffnung des 2. Jahrhunderts

Günther Schörner/Dominik Hagmann/Alarich Lagendorf: Surveys auf den Fluren des Hausruckviertels – Austausch im ländlichen Raum?

Hubert Fehr: Migration und kultureller Austausch im frühmittelalterlichen Bayern – Stand der Forschungen aus archäologischer Perspektive

Erik Szameit, Baiern und Slawen in Oberösterreich

Jan Mařík: Long-distance contacts of Early medieval stronghold in Libice nad Cidlinou.

Stefan Traxler/Wolfgang Klimesch: RömerBad &RömerBurgus – Archäologische Forschungen in Schlögen und Oberranna
Johannes Sebrich: Kultureller Neubeginn oder Kontinuität in der Raetia secunda? Spätantike und Frühmittelalter im Gräberfeld von Altheim-Andreasweg, Lkr. Landshut/Niederbayern

Jan John/Zuzana Thomová: Early medieval metal artifacts from South Bohemia as the evidence of interregional contacts

Naďa Profantová: Foreign and Local. Some posibilities of interpretation bronze finds of Avar „type“ in Bohemia.

Christoph Lobinger: Reiterkrieger aus dem Karpatenbecken? Awarische Funde aus ostbayerischen Gräberfeldern

Petr Charvát: Ibrahims Tüchelchen und přemyslidische Münzen – Ökonomische Orientierung Böhmens im 10. Jahrhundert

Poster

Vlasta Král/Jiří Militký/Petr Menšík: Neue Einzelfunde römischer Münzen im Gebiet um Strakonice im südböhmischen Kontext

Petr Menšík/Jindřich Plzák/Vlasta Král: Die prähistorischen und frühmittelalterlichen Burgwälle „Kněží hora“ bei Katovice. Neue Erkenntnisse aus der Forschungssaison 2016.

Zlata Gersdorfová: Weiternutzung südböhmischer Edelmetall-Fundstätten der Latènezeit am Anfang des Hochmittelalters.



Grußwort Heinz Gruber


Grußwort Bernhard Hebert


Grußwort Miloslav Chytráček


Grußwort Ludwig Husty


Blick in den Veranstaltungsraum


Die Teilnehmer vor dem Donaudurchbruch


Herausgeberschaft der Sammelschrift Fines Transire 25. Von links stehend: Jan Michálek, Miloslav Chytráček, Stefan Traxler, Ruth Sandner, Heinz Gruber, Ondřej Chvojka; vorne: Ludwig Husty, Karl Schmotz.


Grabung im Kleinkastell von Oberranna


Auf dem Weg zur Ruine Haichenbach


Im Torhaus der Ruine Schaunberg


Im Burghof der Ruine Schaunberg

Teilnehmer

Prof. PhDr. Petr Charvát, DrSc., Praha
doc. Mgr. Ondřej Chvojka, Ph.D., České Budějovice
PhDr. Miloslav Chytráček, Ph.D., Praha
Dr. Silvia Codreanu-Windauer, Regensburg
Dr. Wolfang David, Manching
doc. PhDr. Eduard Droberjar, Ph.D., Opole
Dr. Hubert Fehr, Thierhaupten
Prof. Dr. Thomas Fischer, Mainburg
Mag. Heinz Gruber, Linz
Dominik Hagmann, Wien
Dr. Michaela Harbeck, München
Dr. Reinhardt Harreither, Enns
Univ.-Doz. HR Dr. Bernhard Hebert, Wien
Dr. Christian Hemmers, Leonding
Dr. Peter Höglinger, Salzburg
Lisa Huber, Salzburg
Dr. Ludwig Husty, Bogen-Oberalteich
Dr. Walter Irlinger, München
PhDr. Jan John, Ph.D., České Budějovice
Mag. Wolfgang Klimesch, Traun
Mgr. Vlastimil Král, Strakonice
Mag. Dr. Felix Lang, Salzburg

Alarich Langendorf, Wien
Dr. Christoph Lobinger, Berlin
Mgr. Jan Mařík, Ph.D., Praha
PhDr. Jan Michálek, Písek
Dr. Renate Miglbauer, Wels
Prof. Dr. Günther Moosbauer, Straubing
Prof. Dr. Bernd Päffgen, München
Dr. Joachim Pechtl, Manching
Mag. Dr. René Ployer, Mauerbach
Dr. Marianne Pollak, Wien
PhDr. Naďa Profantová, Praha
Dr. Gabriele Rasshofer, Regensburg
MMag. Dr. Martina Reitberger, Traun
Dr. Ruth Sandner, Thierhaupten
Dr. Karl Schmotz, Bischofsmais
Univ.-Prof. Dr. Günther Schörner, Wien
PhDr. Pavel Šebesta, Cheb
Dr. Johannes Sebrich, München
Prof. Dr. C. Sebastian Sommer, München
Mag. Dr. Stefan Traxler, Leonding
PhDr. Petr Zavřel, Ph.D., České Budějovice
Bernhard Zirngibl M.A., Regensburg
Dr. Joachim Zuber, Riedenburg

Publikation

Fines Transire 27:
Miloslav Chytráček, Ondřej Chvojka, Heinz Gruber, Ludwig Husty, Jan Michálek, Ruth Sandner, Karl Schmotz, Stefan Traxler (Hrsg.), Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich – Archeologická pracovní skupina východní Bavorsko/západní a jižní Čechy/Horní Rakousko. 27. Treffen/setkání 21. bis 24. Juni 2017 in Schlögen (Rahden/Westf. 2018). Die Redaktion besorgten Ludwig Husty, Jan Michálek, Ruth Sandner und Karl Schmotz unter Mitarbeit von Daniela Hofmann, die Übersetzungen nahmen Ondřej Chvojka, Jan John und Jan Michálek vor. Das Layout wurde von Ulrike Lorenz-Link erstellt.
ISBN 978-3-89646-222-0; ISSN 1868-2308. VML Verlag

Der Druck wurde gefördert durch die Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, die Gesellschaft für Archäologie in Bayern, die Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern, die Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamtes, das Land Oberösterreich und eine private Spende.

Inhalt

Stefan Traxler – Wolfgang Klimesch
Römerbad & Römerburgus – Archäologische Forschungen in Schlögen und Oberranna (21–34).

René Ployer
Frontiers of the Roman Empire (FRE) – Grenzen des Römischen Reiches
Zum Stand der UNESCO Welterbe-Einreichung Donaulimes (35–42).

Bernd Päffgen
Fremdeinflüsse, Kulturaustausch und Rohstofferwerb von der späten Latènezeit bis zum Ende des frühen Mittelalters – Einführung und Bewertung des Treffens (43–68).

Walter Irlinger
Das endlatènezeitliche Siedlungsbild in Südbayern. Quellen, Verbreitung und Kontakte (69–80).

Lisa Huber – Felix Lang – Holger Wendling
Bemalte Keramik der späten Latène- und frühen Kaiserzeit aus Iuvavum/Salzburg und dessen Umland (81–96).

Renate Miglbauer
Kulturaustausch in Ovilava/Wels, eine Spurensuche (97–108).

Günther Schörner – Dominik Hagmann – Alarich Langendorf – Romina Weitlaner
Surveys auf den Fluren des Hausruckviertels. Neue Herangehensweisen für die Erforschung materieller Kultur im ländlichen Raum Nordwestnoricums (109–124).

Eduard Droberjar – Radka Knápek – Petr Zavřel
Römische Importe und römisch-germanische Kontakte in Südböhmen (125–144).

Thomas Fischer
Germanische Einflüsse in der römischen Bewaffnung des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. (145–156).

Hubert Fehr
Migration und kultureller Austausch im frühmittelalterlichen Bayern – Stand der Forschung aus archäologischer Perspektive (157–166).

Silvia Codreanu-Windauer
„Melting pot“ Castra Regina (167–178).

Michaela Harbeck – Steve Zäuner – Kristin von Heyking
Anthropologische Spurensuche im „Melting pot“ Regensburg: Bestimmung der lokalen Strontiumisotopenwerte und Analyse der Skelettfunde der Trothen- und Ostengasse (179–194).

Jan Mařík
Long-distance contacts of the Early Medieval stronghold of Libice nad Cidlinou (195–204).

Johannes Sebrich
Kultureller Neubeginn oder Kontinuität in der Raetia secunda? Spätantike und Frühmittelalter im Gräberfeld von Altheim-Andreasweg, Lkr. Landshut (205–224).

Jan John – Zuzana Thomová
An early medieval reliquary cross from Vitín in south Bohemia as evidence of long-distance contacts in the Early Middle Ages (225–234).

Nad’a Profantová
Fremd und örtlich. Fernkontakte und die Einbindung fremder Elemente in die lokale Kultur am Beispiel Mittelböhmen (235–252).

Christoph Lobinger
Waffen, Reitzubehör, Gürtel und Schmuck. Awarische Funde aus ostbayerischen Gräbern der Merowingerzeit (253–264).

Petr Menšík – Milan Procházka – Vlastimil Král
Der frühmittelalterliche Burgwall „Kněží hora“ bei Katovice, Kr. Strakonice. Ein überregionales Zentrum mit Hinweisen auf „fremde“ Kontakte (265–276).

Petr Charvát
Ibrahims Tüchelchen und přemyslidische Münzen – Die ökonomische Orientierung Böhmens im 10. Jahrhundert (277–282).

Zlata Gersdorfová
Die Wiederaufnahme der latènezeitlichen Nutzung von Edelmetall-Lagerstätten in Südböhmen am Beginn des Hochmittelalters (283–288).

Bibliographie ( 289–307)

Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich