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30. Treffen Flossenbürg 2022

Das 30. Treffen der archäologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen und Oberösterreich fand vom 22. – 24. Juni 2022 in der Oberpfälzer KZ-Gedenkstätte Flossenbürg statt. Eingefunden dazu hatten sich knapp 50 Archäologen und Archäologinnen aus den oben genannten Teilnehmerregionen. Die Hauptorganisation der Jubiläumsveranstaltung lag in Händen von Dr. Ruth Sandner und Dr. Gabriele Raßhofer von der Regensburger Außenstelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Eigentlich sollte das 30. Treffen bereits 2020 stattfinden, doch war wegen der damals europaweit grasierende Corona-Epidemie ein persönliches Treffen nicht gestattet. Die Tagung digital durchzuführen wurde von den Hauptverantwortlichen der ARGE zwar anfänglich überlegt, jedoch aufgrund des für die ARGE als sehr wichtig erachteten persönlichen Austausches verworfen. Ursprünglich vorbereitet hatte das 30. Treffen als auch die Quartierbeschaffung noch die damals im Amt, nunmehr im Ruhestand befindliche ehemalige Leiterin der Regensburger Dienststelle des BLfD Dr. Silvia Codreanu. Auf sie ging auch die Wahl des Tagungsortes zurück. Wie üblich wurde bereits am Ende der vergangenen Tagung das nächstjährige Generalthema festgelegt, dass sich mit der NS-Zeit in der Archäologie und Bodendenkmalpflege beschäftigten sollte, und dafür war die Gedenkstätte Flossenbürg ideal geeignet. Von offizieller Seite wurden die Teilnehmer vom Leiter der KZ-Gedenkstätte Prof. Dr. Jörg Skribeleit begrüßt, der die Tagungsteilnehmer auch in die Gedenkstätte Flossenbürg einführte. Grußworte für die Teilnehmer sprachen Heinz Gruber von der oberösterreichischen Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamts, Miloslav Chytráček vom Archäologischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Ludwig Husty von der Kreisarchäologie Straubing-Bogen. Ein weiteres Grußwort vor dem Abendempfang des Landkreises sprach der stellvertretene Landrat des Landkreises Neustadt an der Waldnaab Albert Nickl.

Das gewählte Generalthema „Die NS-Zeit in Archäologie und Bodendenkmalpflege“ wurde in 18 Referaten und 7 Postern behandelt. Ausschlaggebend für die Wahl des Themas war neuere Grabungen an Plätzen der NS Vergangenheit in allen teilnehmenden Regionen sowie die zahlreich daraus resultierenden Fragestellungen zum Umgang und Beurteilung der archäologischen Befunde, ebenso des Fundgutes, die Herausforderungen der zu treffenden Auswahl von Funden, deren Konservierung bzw. Restaurierung und natürlich auch die Vermittlung der angetroffenen archäologischen Befunden und wissenschaftlichen Erkenntnisse. Auch an den Universitäten wurde in jüngerer Zeit verstärkt Augenmerk auf die Hinterlassenschaften dieser Zeit gelegt. Von bayerischer Seite hatte sich bereits für das ursprünglich 2020 geplante Treffen Kollegin Silvia Codreanu-Windauer um Referenten und Referentinnen bemüht. Nach der notwendig gewordenen Verschiebung hatten Ruth Sandner, Gabriele Raßhofer und Ludwig Husty die damals gemeldeten Referentinnen und Referenten wieder für die Tagung gewinnen können. Auf tschechischer Seite waren es Ondrej Chvojka und Miloslav Chytráceck und auf oberösterreichischer Seite Heinz Gruber.

Erfreulicherweise konnte wieder rechtzeitig zu Tagungsbeginn auch der 29. Band unserer Sammelschrift Fines Transire mit den Beiträgen von 2019 in Žumperk präsentiert werden. Wie die vorangegangenen Bände förderten die Ernst-Pietsch-Stiftung Deggendorf, die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V., das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sowie private Spendern, denen herzlich zu danken ist. Neben den Autoren und Autorinnen sei vor allem dem Redaktionsteam um Karl Schmotz für ihre Arbeit ganz herzlich gedankt.

Bereits am Donnerstagnachmittag führte der Leiter der KZ-Gedenkstätte Jörg Skriebeleit die Tagungsteilnehmer und Teilnehmerinnen durch die Gedenkstätte. Als Abschluss der Tagung am Freitagnachmittag wurde noch der nahe gelegene Steinbruch besichtigt, der noch heute die damaligen Abbruchspuren erkennen lässt. Bei allen Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatte sowohl die Tagung als auch der Tagungsort einen mehr als nachhaltigen und bedrückenden Eindruck hinterlassen. Auf eine wie sonst üblich am Samstagvormittag anberaumte Exkursion wurde verzichtet, da diesmal die Gedenkstätte und die Beschäftigung mit den Relikten der NS-Vergangenheit im Fokus des Treffens stand.

Programm

Walter Irlinger: Ausweisung von KZ-Außenlager als Bodendenkmal am Beispiel Flossenbürg

Paul Mahringer: Denkmalbedeutung von baulichen und archäologischen Relikten der NS-Zeit in Österreich

Barbara Hausmeier: Ein „How-To“ für die systematische Lokalisierung und archäologische Evaluierung von NS-Lagerstandorten“

Jörg Skriebeleit (Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg): Führung durch die Gedenkstätte

Heinz Gruber: Forschungsgeschichte zur Ausgrabungen an Orten der NS-Zeit in Oberösterreich

Jochen Haberstroh: Spät dran? Kleine Forschungsgeschichte archäologischer Ausgrabungen in Orten der NS-Zeit in Bayern

Claudia Theune und Yvonne Burger: Das vergessene Lager. Archäologische Untersuchungen im ehemaligen Außenlager Gunskirchen

Wolfgang David: Archäologische Spuren als „stumme Zeugen“ in nationalsozialistischen Konzentrationslagern: Buchenwald – Flossenbürg – Mühldorf – Kaufering – Dachau

Ruth Sandner: Archäologische Ausgrabungen an Orten der NS-Zeit – methodische Überlegungen

Claudia Theune: Ethische Aspekte der Ausgrabungen (Gräber, Aschenhalden)

Pavel Vařeka – Zdenka Vařeková – Barbora Kwiatowska – Petr Netolický – Michal Vágner: „Zigeunerlager“ in Lety in South Bohemia (1942-1943). Archaeological Research in 2016-2021

Dorothea Albert/Martina Pauli: Momentaufnahme 1945 – Umgang mit zeitgeschichtlichem Fundmaterial aus einem zerstörten Haus im Sperrbezirk Obersalzberg

Patrick Hillebrand: Auswertungen und Fragestellungen an das Fundgut aus NS-Lagern. (Über)-Lebensbedingungen und Alltag in den Lagern

Wolfgang Klimesch/Simone Loistl: Vergrabene Zeugen der Vergangenheit. Archäologische Funde im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim

Tomáš Pancíř/Jan John: Archaeological exploration of military camps from the end of World War II in South Bohemia, east of the demarcation line

Peter Hinterndorfer: Missing in Action – Archäologische Untersuchungen an Absturzstellen US-amerikanischer Militärflugzeuge aus dem 2. Weltkrieg in Ostösterreich

Marting Pták: Exhumierung der Opfer des Zweiten Weltkriegs als archäologisches Problem. Beispiele aus Süd- und Südwestböhmen

Lukáš Holata: Virtual Tour of Gulag: Results of the Expedition to the Camp and Uranium Mine in the „Marble Gorge“(Eastern Siberia)

Jörg Skriebeleit: Besichtigung des Steinbruchs

Poster

Gabriele Raßhofer/Karl Schmotz: Plattling im Landkreis Deggendorf: Feldflugplatz, KZ-Außenlager, Gefangenen- und Internierungslager

Benedikt Biederer: Die KZ-Außenlager in Niederbayern

Benedikt Biederer/Florian Eibl: KZ-Außenlager Ganacker, Markt Pilsting, Lkr. Dingolfing-Landau

Johannes Sebrich: Das Reichsarbeitsdienstlager Regensburg-Brandlberg

Lutz Dallmeier: Scherben aus finsterer Zeit - Letzte Spuren der Regensburger Synagoge 1912-1938

Marting Pták: Archäologie des Zweiten Weltkriegs im Bezirk Písek. Möglichkeiten, Ergebnisse und Verluste

Jindřich Vágner: Untergegangene Dörfer nach 1945 im Landkreis Prachatice

 


Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Dr. J. Skriebeleit


Rundgang im Gelände der KZ-Gedenkstätte


Rundgang mit Kapelle im Hintergrund


Ehemaliges Zentralverwaltungsgebäude mit Appellplatz


Herausgeber des 29. Bandes der Fines Transire v. l. O. Chvojka, M. Chytraéck, R. Sandner, L. Husty, H. Gruber und K. Schmotz


Teilnehmer und Teilnehmerinnen des 30. Treffens

Teilnehmer

Dorothee Albert, München
Stefanie Berg, München
Benedikt Biederer, Regensburg,
Yvonne Burger, Flossenbürg
Michal Bureš,Prag
Ondřej Chvojka, Budweis
Miloslav Chytráček, Prag
Silvia Codreanu-Windauer, Bad Abbach
Lutz Dallmeier, Regensburg
Wolfgang David, Frankfurt a.Main
Florian Eibl, Dingolfing
Hubert Fehr, Thierhaupten
Jochen Haberstroh, München
Heinz Gruber, Linz
Barbara Hausmeier, Wien
Ralph Hempelmann, Regensburg
Patrick Hillebrand, Regensburg
Peter Hinterndorfer, Wien
Peter Höglinger, Salzbug
Lukáš Holata, Budweis
Ludwig Husty, Oberalteich


Walter Irlinger, München
Jan John, Budweis
Wolfgang Klimesch
Thomas Kersting, Zossen
Christian Later, München
Simone Loistl, Alkofen
Paul Mahringer, Wien
Milan Metlička, Pilsen
Bernd Päffgen, München
Tomáš Pancíř, Budweis
Martina Pauli, München
Martin Pták, Budweis
Timo Saalmann, Flossenbürg
Ruth Sandner, Regensburg
Karl Schmotz, Bodenmais
Johannes Seebrich, Regensburg,
Jörg Skriebeleit, Flossenbürg
Claudia Theune, Wien
Jindřich Vágner, Prachatice
Pavel Vařeka, Pilsen
Joachim Zuber, Abensberg

Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberösterreich